Kindergrundsicherung könnte deutsche Überalterung bremsen
Berlin (dpa) - Eine Grundsicherung für Kinder könnte einer Studie zufolge der seit Jahrzehnten sinkenden Geburtenrate in Deutschland entgegenwirken. Zusammen mit Betreuungsangeboten würde eine solche finanzielle Leistung vielen Paaren mit Kinderwunsch entgegenkommen.
Das sagte der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Günter Stock, am Montag bei der Vorstellung der Studie "Zukunft mit Kindern" in Berlin.
"Wir stellen uns ein Gesamtpaket vor, aus dem Paare sich nach individuellen und regionalen Bedürfnissen Teile heraussuchen können", sagte Stock zum Konzept der Kindergrundsicherung. Die konkrete Ausgestaltung der Leistung sei Sache der Politiker.
Für die Studie hatten mehrere Wissenschaftler drei Jahre lang Ursachen der niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland, Österreich und der Schweiz analysiert und nach Wegen für mehr Familienfreundlichkeit gesucht. Deutschland liegt bei der Geburtenrate im internationalen Vergleich hinten: Pro 1000 Einwohner werden nur noch acht Kinder geboren, ermittelte jüngst das Statistische Bundesamt. Seit etwa 40 Jahren reichten die Geburten nicht mehr aus, um die Elterngeneration zahlenmäßig zu ersetzen.
Zeit sei ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind, erläuterte Stock. Hier seien Arbeitgeber gefordert, neue Arbeitszeitmodelle anzubieten. "Es kommt dazu, dass Eltern, die sich für ein Kind entscheiden, nicht nur finanzielle Einbußen hinzunehmen haben, sondern sie können in vielen Fällen nicht mehr teilnehmen am gesellschaftlichen, am sozialen Leben."
Einige Meinungen rund um das Kinderkriegen entlarvt die Studie als Mythen. So stimme es nicht, dass niedrige Geburtenraten die Folge von Erwerbstätigkeit von Frauen ist. Auch die Annahme, Frauen könnten bis Anfang oder Mitte 40 problemlos schwanger werden, sei eine Legende. Ab dem 35. Lebensjahr nehme die Fruchtbarkeit der Frau deutlich ab. Da könne auch Reproduktionsmedizin nicht mehr in jedem Fall helfen.
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