Mittwoch, 29. August 2012

Neue Details belasten Wulff



Neue Details belasten Wulff




Christian Wulff (links) und Lothar Hagebölling haben sich wohl für den Nord-Süd-Dialog engagiert (Quelle: dapd)
Christian Wulff (links) und Lothar Hagebölling haben sich wohl für den Nord-Süd-Dialog engagiert (Quelle: dapd)

Es wird immer enger für Christian Wulff: Die niedersächsische Landesregierung ist offenbar sehr viel stärker in die Organisation des umstrittenen Nord-Süd-Dialogs eingebunden gewesen als bislang zugegeben. Neben dem früheren Sprecher des ehemaligen Ministerpräsidenten Wulff (CDU), Olaf Glaeseker, soll auch der damalige Leiter der Staatskanzlei, Lothar Hagebölling, persönlich Geld für das Treffen von Politik und Wirtschaft eingeworben haben, berichtet die "Bild"-Zeitung.

Die Landesregierung hatte eine direkte organisatorische Beteiligung an der Veranstaltung bislang mehrfach bestritten.
Hagebölling soll Geld besorgt haben

Die Zeitung beruft sich auf einen Aktenvermerk aus dem Jahr 2007 der Nord/LB. Demnach soll Hagebölling 20.000 Euro bei der Norddeutschen Landesbank für die vom Partyveranstalter Schmidt organisierte Promi-Party eingeworben haben. Zudem sollen der damalige Leiter der Staatskanzlei und der Chef der Bank ein kostenloses Gästecatering vereinbart haben.

Auch bei anderen Firmen soll Hagebölling aktiv Leistungen für den Nord-Süd-Dialog eingeworben haben, berichtet das Blatt.

Einigkeit über Verfassungsschutzreform


Einigkeit über Verfassungsschutzreform

Berlin (dpa) - Eine Entmachtung der Länder bei der Reform des Verfassungsschutzes wird es nicht geben. Die Innenminister von Bund und Ländern einigten sich am Dienstag auf Eckpunkte einer Neuausrichtung, die vor allem bessere Zusammenarbeit und die Pflicht zur gegenseitigen Information vorsieht.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nannte nach einer Sonderkonferenz der Innenminister in Berlin als wichtigste Aufgaben: "Mehr Transparenz, mehr Effizienz und vor allem mehr Zusammenarbeit."

Nach Pannen bei den Ermittlungen gegen die Neonazi-Zelle NSU soll der Verfassungsschutz reformiert werden.
Nach Pannen bei den Ermittlungen gegen die Neonazi-Zelle NSU soll der Verfassungsschutz reformiert werden. (Quelle: dpa)

Die Reform ist eine Konsequenz aus den Fehlern bei der Aufklärung der Neonazi-Mordserie. Nach heftiger Kritik aus den Ländern hatte Friedrich unmittelbar vor der Sitzung seine Position klargestellt. Die Landesämter sollen keine Kompetenzen abgeben, aber das Bundesamt künftig umfassend über ihre Tätigkeit informieren. Die Koordinierungsfunktion des Bundesamtes soll gestärkt werden, aber: "Die Länder sind nach wie vor für alles zuständig", sagte Friedrich. Bis Dezember sollen notwendige Gesetzesänderungen formuliert werden.

Die ursprünglich von Friedrich geforderte Konzentration des Bundesamtes für Verfassungsschutz auf gewaltbereite Extremisten ist damit aber nicht erledigt. Der Vorschlag bleibe weiter auf der Tagesordnung und gehe in die Beratungen der Gremien mit ein, betonte er. Außerdem hieß es aus dem Innenministerium, die Zuständigkeit des Bundes für das Bundesamt für Verfassungsschutz bleibe erhalten.

Sowohl SPD- als auch unionsgeführte Länder begrüßten die Einigung. "Wir haben eine Neuausrichtung des Verfassungsschutzes beschlossen", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Die Botschaft heißt: Wir haben gelernt", meinte er im Zusammenhang mit Versäumnissen bei den Ermittlungen gegen Rechtsterrorismus. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU): "Wir brauchen ein starkes Bundesamt, aber auch eine Stärkung der Landesämter."

Druck bekommt Friedrich nach wie vor vom Koalitionspartner FDP, der Landesämter fusionieren will. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warnte vor einem "Klein-Klein" bei der Geheimdienstreform. Sie bekräftigte ihre Forderung nach Zusammenlegung mehrerer der 16 Landesämter.

Der Bundesinnenminister hatte am Montag ein Reformkonzept vorgelegt, nach dem der Einsatz gegen gewaltbereite Extremisten künftig beim Bund konzentriert werden sollte. Die Länder sollten sich nur noch um legale Vereinigungen wie die NPD kümmern. Dies sei nicht zielführend, kritisieren Unions- und SPD-geführte Länder daraufhin.

Schon zum Auftakt des Innenministertreffens war der Hauptstreitpunkt allerdings wieder vom Tisch. Es gebe keinen Dissens mehr mit Friedrich, sagte Schünemann. Bei anderen Reformvorschlägen bestand ohnehin Einigkeit. So treten Bund und Länder gemeinsam für eine bessere parlamentarische Kontrolle des Verfassungsschutzes ein.

Im Gegensatz zu Leutheusser-Schnarrenberger warnte Grünen-Chefin Claudia Roth vor einer Zentralisierung der Kompetenzen. "Wir brauchen keine Megabehörde, die im Trüben fischt und immer mehr Kompetenzen an sich zieht", sagte sie. "Die Rolle und Funktion des Verfassungsschutzes im demokratischen Rechtsstaat gehört grundsätzlich auf den Prüfstand." Die Grünen sind unter anderem für eine Verschlankung des Verfassungsschutzes und die Abschaltung von V-Leuten.

Die Linke im Bundestag lehnte die Reformpläne grundsätzlich ab. Der Innenminister trete bei der Reform die Flucht nach vorne an und laufe Gefahr, wesentliche Verfassungsgrundsätze über den Haufen zu rennen, sagte die innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke.

Altmaier bremst beim Ökostrom und fordert "EEG 2.0"


Altmaier bremst beim Ökostrom und fordert "EEG 2.0"

Die Entwicklung bei den Kosten der Energiewende und das weitere Vorgehen stehen im Fokus eines Treffens im Bundeskanzleramt.
Die Entwicklung bei den Kosten der Energiewende und das weitere Vorgehen stehen im Fokus eines Treffens im Bundeskanzleramt. (Quelle: dpa)


Berlin (dpa) - Vor dem heutigen Treffen zur Energiewende im Kanzleramt hat Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sein Ziel unterstrichen, das Tempo bei Ausbau erneuerbarer Energien zu drosseln.

"Wenn wir das jetzige Tempo beibehalten, hätten wir schon bald einen Stromüberfluss, der abgeregelt werden müsste. Damit wäre niemandem gedient", sagte er der "Financial Times Deutschland". Das schnelle Ausbautempo führe zu Kostenbelastungen für die Stromverbraucher. Folgen seien zudem eine Überlastung des Netzes und Probleme bei der Versorgungssicherheit, wenn konventionelle Kraftwerke zu schnell vom Markt


Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) machte sich angesichts der Diskussion um drohende Strompreiserhöhungen für eine rasche Abkehr vom teuren Fördersystem für erneuerbare Energien stark. Die FDP wolle noch im Herbst einen eigenen Vorschlag für eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vorlegen, das den Ökostromausbau mit garantierten Vergütungen fördert. "Das dürfen wir nicht auf die lange Bank schieben, so wie es manche in der Union wollen", sagte Rösler "Zeit online". "Die Zeit drängt, die grundlegende Überarbeitung muss noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden."

Altmaier schloss sich Röslers Forderung nach einer grundlegenden Reform zwar an, hat aber andere zeitliche Vorstellungen als sein Kabinettskollege. "Wir brauchen ein EEG 2.0", sagte der CDU-Politiker der "FTD". Aber: "Es geht um sehr komplexe Themen, deshalb brauchen wir Zeit." Und weiter: "Ich werde nur dann einen Gesetzentwurf in das Kabinett einbringen, wenn ich mir sicher bin, dass er zielführend ist, mehrere Jahre trägt und eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat findet." Derzeit wäre eine Großreform oder gar Abschaffung des EEG in der Länderkammer aber wohl chancenlos.


Um die Entwicklung bei den Kosten der Energiewende geht es heute (Dienstag) auch bei einem Treffen von Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften im Bundeskanzleramt. In Regierungskreisen wurde aber dementiert, dass es sich dabei um einen "Strompreisgipfel" handelt. Teilnehmen werden Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU), Altmaier und Rösler sowie Vertreter von BDI und DGB.

Die Regierung hatte sich vorgenommen, bis 2020 insgesamt 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Momentan liegt der Anteil mit 25 Prozent allerdings deutlich über Plan. "Das Ausbautempo muss wieder zu unseren Ausbauzielen passen", sagte Altmaier.

Auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, plädierte dafür, den Ökostrom-Ausbau stärker zu drosseln. Gleichzeitig verteidigte er Vergünstigungen für energieintensive Unternehmen bei der Ökostrom-Umlage, die jeder Stromkunde zahlen muss. "Die Industrie muss entlastet werden, damit Unternehmen und Arbeitsplätze nicht ins Ausland abwandern", sagte Homann der in der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). Rösler machte deutlich, dass er ebenfalls dafür ist, die Ausnahmen beizubehalten.


Politiker ruft zu Mord an Dutroux-Komplizin auf


Politiker ruft zu Mord an Dutroux-Komplizin auf


Protest nahe des Klarissinnenklosters in Belgien, in dem die Ex-Frau des Kinderschänders Marc Dutroux Unterschlupf findet (Quelle: Reuters)
Protest nahe des Klarissinnenklosters in Belgien, in dem die Ex-Frau des Kinderschänders Marc Dutroux Unterschlupf findet (Quelle: Reuters)

Nach der vorzeitigen Haftentlassung der Kinderschänderin und Dutroux-Komplizin Michelle Martin eskaliert die öffentliche Entrüstung in Belgien. Der flämische Parlamentarier Jurgen Verstrepen rief indirekt zum Auftragsmord auf.

"Ohne zu scherzen, wenn wir zusammenlegen, können wir einen Albaner finden und ihn dafür bezahlen, dass er Michelle Martin kalt macht. Kandidaten?", fragte der Politiker der rechtspopulistischen "Liste Dedecker" auf seinem Twitter- und Facebook-Profil. Später fügte er hinzu: "Wenn ich es mir recht überlege, die Albaner sind zu teuer geworden - ein Junkie würde es für weniger machen."

Wahlrechts-Streit: Bundestag soll größer werden


Wahlrechts-Streit: Bundestag soll größer werden

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gibt es in Deutschland derzeit kein gültiges Wahlgesetz.
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gibt es in Deutschland derzeit kein gültiges Wahlgesetz. (Quelle: dpa)


Berlin (dpa) - Der nächste Bundestag wird voraussichtlich deutlich größer. Dies zeichnete sich am Dienstag nach dem ersten Treffen der Fraktionsspitzen über eine Wahlrechtsreform ab.

Sie ist notwendig, weil das Bundesverfassungsgericht vor vier Wochen zentrale Punkte der von Union und FDP durchgesetzten Regelung für verfassungswidrig erklärt hatte. Die Karlsruher Richter hatten insbesondere die bisherige Praxis bei den Überhangmandaten verworfen.

Bei dem Gespräch stellten sich im Prinzip Grüne und FDP hinter einen Vorschlag der SPD, solche Zusatzsitze künftig durch Extra-Mandate auszugleichen, um die Vorgaben aus Karlsruhe zu erfüllen. Dafür soll vorübergehend ein Anstieg der Zahl der Abgeordneten in dem 2013 zu wählenden Parlament in Kauf genommen werden. Derzeit sitzen 620 Abgeordnete im Bundestag.

Eine "maßvolle" Erhöhung sei die direkte Konsequenz des Gerichtsurteils, erklärte FDP-Parlamentsgeschäftsführer Jörg van Essen. Er verwies darauf, dass der Bundestag im Verhältnis zur Bevölkerungszahl eines der kleinsten Parlamente in Europa sei.

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Auch nach Ansicht seines Grünen-Kollegen Volker Beck wäre eine einmalige Vergrößerung akzeptabel. Der nächste Bundestag könne verpflichtet werden, vor der darauffolgenden Bundestagswahl für eine Verringerung der Abgeordneten zu sorgen.

Bis zum nächsten Gespräch in zwei Wochen sollen jetzt verschiedene Modelle geprüft werden, wie das Urteil des Bundesverfassungsgericht am besten umgesetzt werden kann. Dazu gehört auch ein Vorschlag der Union, die Zahl der Listenmandate zu erhöhen. Bei den 299 Wahlkreisen soll es jedoch bleiben. Dadurch könnte nach Ansicht der Union ebenfalls die Zahl der Überhangmandate verringert werden.

Sie entstehen, wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate erhält, als ihr nach den Zweitstimmen an Sitzen zustehen. Nach dem Urteil aus Karlsruhe sind mehr als 15 solcher Zusatzsitze ohne einen Ausgleich schon bei der Bundestagswahl 2013 nicht mehr zulässig. Bei der letzten Wahl 2009 gab es davon 24, die alle an die Union fielen.

Man sei sich einig, dass das bewährte deutsche Wahlrecht nicht rigoros geändert werden solle, sagte der Parlamentsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU). Er halte eine Einigung auch in kurzer Zeit für möglich. "Wir wollen eine gemeinsame Lösung", erklärte sein SPD-Kollege Thomas Oppermann. Für die Linke wies Dagmar Enkelmann darauf hin, dass für die Neuregelung nicht mehr viel Zeit bleibe.

Nach den Worten des CDU-Wahlrechtsexperten Günter Krings muss sich auch die Opposition bewegen. So beseitige etwa das von der SPD vorgeschlagene Modell nicht das negative Stimmengewicht, bei dem das Gericht ebenfalls Korrekturen verlangt hat: Nach diesem Effekt können mehr Stimmen für eine Partei bewirken, dass die gewählte Partei am Ende weniger Sitze im Parlament bekommt.

Strukturen bei Organspende sollen auf den Prüfstand


Strukturen bei Organspende sollen auf den Prüfstand

                              Die Parteien im Bundestag noch einigen Klärungsbedarf. (Quelle: dpa)


Berlin (dpa) - Auch nach der Ankündigung schärferer Kontrollen gegen Tricksereien bei der Organspende sehen die Parteien im Bundestag noch einigen Klärungsbedarf.

"Es muss geprüft werden, ob die bisherigen Strukturen ausreichend sind", betonte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) nach einem Spitzentreffen der Fraktionen bei Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Dienstag in Berlin. "Da sind wir noch zu keinem Ergebnis gekommen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

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Einen Tag nach einem Treffen Bahrs mit Vertretern von Ländern, Ärzten, Krankenkassen und Kliniken war der Minister mit den Fraktionsspitzen sowie -experten zusammengetroffen. Im Anschluss zeigten sich die Beteiligten einig, dass der Konsens bei der sogenannten Entscheidungslösung für mehr Spenderorgane nun im Ringen um Reformen gegen Organvergabe-Manipulationen nicht aufgekündigt werden soll. Bald sollen alle Bürger Briefe mit der Aufforderung zur Entscheidung über die Spende bekommen.

Mehrere Teilnehmer äußerten sich jedoch skeptisch, ob die bisherigen Ankündigungen ausreichen. "Was auf Fachebene verabredet wurde, mag ein erster Schritt sein", sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier der dpa. "Wenn wir nicht entwerten wollen, worum sich die Fraktionen in den letzten zwei Jahren bemüht haben, muss es nun auch ein Bemühen geben, bei der Beseitigung der Kontroll-Lücken beieinander zu bleiben."

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Bisher ist vorgesehen, dass die Prüfkommissionen unter dem Dach der Ärzteschaft weiter die Transplantationskliniken überprüfen. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast betonte: "Die bisherigen Beschlüsse reichen nicht für neues Vertrauen aus." Geprüft werden müsse, ob man die Aufgaben nicht einer staatlichen Behörde überantworten müsse. Dies könne auch positive Signale in die Ärzteschaft senden, sagte sie der dpa.

Kauder betonte aber, es seien bereits Strukturveränderungen verabredet. So solle die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) staatliche Vertreter im Stiftungsrat bekommen. Die DSO ist für die Spenden zuständig, nicht aber für die Verteilung der Organe.

Die Linke-Expertin Kathrin Vogler mahnte: "Wir dürfen nicht über bröckelnden Putz einfach neue Farbe streichen." Das System der Organspende und -vergabe sei zu geschlossen. Doch es gebe vorsichtig positive Signale, dass sich etwas tue.

Bahr verschloss sich nicht weitergehenden Änderungen als bisher beschlossen. "Erste Strukturveränderungen sind vorgenommen", sagte sein Sprecher. "Es wird mittelfristig beraten, ob weitere Veränderungen notwendig sind." In zwei Wochen wollen die Fachpolitiker im Bundestag die Verhandlungen wieder aufnehmen.

Merkel weist Dobrindt scharf zurecht


Merkel weist Dobrindt scharf zurecht


Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt für seine Forderung nach einem Euro-Austritt Griechenlands scharf kritisiert. "Wir sind im Augenblick in einer sehr entscheidenden Phase der Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise und deshalb glaube ich schon, wir sollten alle unsere Worte wägen", sagte sie im "Bericht aus Berlin" der ARD.

Dobrindt hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, an einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone führe kein Weg vorbei. "Ich sehe Griechenland 2013 außerhalb der Euro-Zone." Das Land solle ohne den Euro gesunden. EZB-Präsident Mario Draghi bedachte er mit der Bezeichnung "Falschmünzer".

"Jeder sollte Worte wägen"
Merkel verwies indes auf die "riesigen Einschnitte", die die Griechen derzeit zu verkraften hätten. "Meine Bitte: Jeder sollte die Worte sehr wägen", sagte sie und fügte hinzu: "Wir haben füreinander in Europa Verantwortung."

Mit seinen Äußerungen stößt der CSU-Mann auch in seiner eigenen Partei auf Kritik. Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Max Straubinger, warf Dobrindt "provinzielles Gemeckere" vor. "Es ist ein Stück aus Absurdistan, zu glauben, dass Griechenland mit der Drachme schneller auf die Füße kommt", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Mit einer abgewerteten Währung könne sich das Land keine Einfuhren mehr leisten, auch nicht aus Deutschland.

Dobrindt "einfach unerträglich"
Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok kritisierte Dobrindt auch dafür, dass dieser den EZB-Präsidenten Mario Draghi als "Falschmünzer" bezeichnet hatte. "Zu dem Dobrindt fällt mir nichts mehr ein", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Das ist einfach unerträglich."

Brok forderte, Dobrindt solle "endlich aufhören, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank infrage zu stellen", die den Troika-Bericht mit erstellt. Durch seine Angriffe auf Griechenland und die EZB schaffe Dobrindt Unsicherheit und erhöhe so die volkswirtschaftlichen Kosten der Euro-Krise, kritisierte Brok im "Kölner Stadt-Anzeiger".

Populistische Kraftausdrücke
Kritik kam auch von Außenminister Guido Westerwelle. Dem Bericht der Troika über die Fortschritte Athens bei der Umsetzung der Reformen vorzugreifen, sei "töricht", sagt er der "Rheinischen Post".

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle kritisierte: "Man muss in der Sache klar sein, darf aber dem europäischen Partner und europäischen Freund Griechenland jetzt auch nicht seine Ehre, sein Selbstwertgefühl völlig wegnehmen", sagte Brüderle am Montag im Deutschlandradio Kultur.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), sagte der Zeitung, er halte nichts von solchen Kraftausdrücken in der Politik. "Mit dem Bedienen von Vorurteilen wird man unserer Verantwortung für Europa und den Euro nicht gerecht."

Troika-Bericht kommt wohl später
Unterdessen berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf einen EU-Diplomaten, die Troika werde ihren Abschlussbericht zu den Reformfortschritten in Griechenland frühestens Anfang Oktober vorlegen. Grund seien Privatisierungsbestrebungen der griechischen Regierung, die wahrscheinlich erst im September umgesetzt werden könnten. Bisher wurde der Bericht für September erwartet.

Merkels Besuch in Moldawien


Merkels Besuch in Moldawien


Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am vergangenen Mittwoch Moldawien besucht und dem völlig verarmten Land einen möglichen Beitritt zur EU in Aussicht gestellt. Laut der moldawischen Zeitung Tribuna erfolgte das Treffen auf ausdrücklichen Wunsch Merkels. Sie ist die erste deutsche Regierungschefin, die das zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene Land offiziell besucht, das bis 1991 zur Sowjetunion gehörte.
Merkel sagte, sie unterstütze die Annäherung des Landes mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern an die Europäische Union, und verwies darauf, dass die Staatsführung umfangreiche Reformen in Angriff genommen und sich pro-westlich ausgerichtet habe. Der Annäherungsprozess müsse „Schritt für Schritt“ erfolgen. Zunächst gehe es um ein Assoziierungs- und ein Freihandelsabkommen sowie um Visa-Erleichterungen.
Moldawien ist neben Weißrussland, Armenien, der Ukraine, Aserbaidschan und Georgien Teil der so genannten „Östlichen Partnerschaft“, die die EU im Jahr 2009 ins Leben gerufen hatte, um den Einfluss Russlands in diesen Staaten zurück zu drängen und ihren eigenen Einfluss zu stärken. In den vergangenen Jahren haben allerdings Weißrussland und die Ukraine ihre Bindung zu Moskau wieder verstärkt.
Merkel sagte Ministerpräsident Vlad Filat und Präsident Nicolae Timofti am Mittwoch in der Hauptstadt Chisinau, die „Östliche Partnerschaft” sei mit dem Ziel gegründet worden, „dass wir die europäische Perspektive sehr wohl sehen“.
Sie mahnte auch Fortschritte zu Beilegung des Transnistrien-Konflikts an, was als Voraussetzung für eine Aufnahme in die EU gilt. Das Gebiet mit 555.000 Einwohnern hatte sich 1992 von der Republik Moldau abgespalten und wird von Moskau unterstützt. Seit 2011 finden darüber wieder internationale Verhandlungen statt, an denen die Republik Moldau, Transnistrien, Russland, die Ukraine und die OSZE beteiligt sind.
Bislang hatten westliche Regierungsvertreter es meist vermieden, derart offen für eine stärkere Integration Moldawiens in die Europäische Union einzutreten. Zum einen ist das Land politisch und sozial höchst instabil, und zum anderen stellt sich Merkel damit eindeutig gegen die Interessen Russlands, die beinahe zwanzig Jahre die politische Ausrichtung Moldawiens bestimmt haben.
Die Republik Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas. Das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 180 Euro. Rund 60 Prozent der arbeitsfähigen Einwohner arbeiten im Ausland. Die reale Arbeitslosigkeit liegt Schätzungen zufolge bei mindestens 30 Prozent. Infolge der internationalen Finanzkrise hat sich die Situation seit 2008 weiter verschärft. Die Preise für Lebensmittel, Öl und Gas sind teilweise um 25 Prozent gestiegen.
Unter diesen Umständen ist Merkels „europäische Perspektive“ in höchstem Maße zynisch. Die Europäische Union selbst steckt in einer tiefen Krise und der Charakter der Gemeinschaft tritt immer offener zu Tage. Die brutalen Spardiktate, die Brüssel gegen Griechenland und andere EU-Staaten verhängt, stürzen die Bevölkerungen in tiefe Armut. Im benachbarten Rumänien, das 2007 der EU beitrat, sind die Gehälter im Öffentlichen Dienst auf Druck Brüssels um bis zu 25 Prozent gekürzt worden. Die sozialen Sicherungssysteme sind fast vollständig ausgehebelt worden.
Die politischen Verhältnisse in Moldawien werden von erbitterten Konflikten um Einfluss, Macht und Geld zwischen verschiedenen politischen Cliquen beherrscht. Seit dem Jahr 2000 wurden neun Präsidentschaftswahlen abgehalten. Drei Jahre lang war das Land ohne Präsident, da im Parlament ein Patt zwischen rechten Kräften und der lange Zeit dominierenden Kommunistischen Partei herrschte.
Die regierende Koalition für Europäische Integration um Ministerpräsident Filat geniesst kaum Unterstützung in der Bevölkerung. Während die Korruption weiterhin allgegenwärtig ist, treibt die Regierung die Privatisierung öffentlicher Betriebe massiv voran.
Mit ihrem Eintreten für eine EU-Mitgliedschaft Moldawiens schürt Merkel die Konflikte in der Region und zündelt an einem Pulverfass, das jederzeit explodieren kann.
Bereits im Vorfeld des Besuches hatten sich moldawische Nationalisten in einem Brief mit der Bitte an Merkel gewandt, einen Zusammenschluss der Republik Moldau mit Rumänien zu unterstützen. Daraufhin forderten russische und ukrainische Verbände in Moldawien und Transnistrien den russischen Präsidenten Putin auf, sich eindeutig gegen einen Anschluss Transnistriens an Moldawien auszusprechen.
Der schlummernde Konflikt zwischen Moldawien und Transnistrien geht auf den Zerfall der stalinistischen Regime in Osteuropa und der Sowjetunion zurück. 1989 formierte sich die so genannte Volksfront, eine von rechtsextremen Organisationen durchdrungene Sammelbewegung, die die Loslösung Moldawiens von der Sowjetunion anstrebte. Mit dem Versprechen von Freiheit und Wohlstand, verbunden mit anti-russischem Chauvinismus gelang es der Volksfront im August 1989, eine halbe Millionen Menschen in Chisinau zu versammeln.
Dagegen setzten sich vor allem die Industriearbeiter im Osten Moldawiens zur Wehr. Nach Generalstreiks im Sommer 1989 sprach sich eine übergroße Mehrheit bei Volksabstimmungen in Rybnica und der späteren Hauptstadt Tiraspol für eine unabhängige „Sowjetrepublik Transnistrien“ aus. Im Sommer 1990 erklärte auch die moldawische Führung in Chisinau die Unabhängigkeit von der Sowjetunion, erkannte aber Transnistrien nicht an.
Bis zum Frühjahr 1992 wuchs sich der Konflikt zu einem regelrechten Krieg aus, bei dem über 1.000 Menschen ihr Leben verloren. Mit Hilfe der russischen Armee, die in Tiraspol stationiert ist, verteidigte sich Transnistrien. Der Konflikt schwelt bis heute. Russische Truppen in Transnistrien sichern den Waffenstillstand und gleichzeitig die Unabhängigkeit. Ungeachtet dessen gibt es immer wieder Versuche, das Gebiet an Moldawien anzugliedern. In Transnistrien befinden sich zwei Drittel der Industrieproduktion des gesamten Landes.
Die amtierende pro-europäische Regierung in Chisinau unterzeichnete im Juni ein Handelsabkommen mit der EU, das ab 2013 die Handelsbeziehungen weiter verbessern soll. Die Exporte Moldaus in die EU sind zwischen 2000 und 2011 von 35 auf 50 Prozent gestiegen, während die Ausfuhr nach Russland auf 20 Prozent zurückging. Russland reagierte darauf mit einer Anhebung des Ölpreises. Während Transnistrien russisches Öl fast zum Nulltarif erhält, bezahlt Moldawien teilweise mehr als EU-Staaten.

Dienstag, 28. August 2012

Merkel will in China für Engagement in Eurokrise werben

Merkel will in China für Engagement in Eurokrise werben

Berlin/Peking (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will um ein weiteres Engagement Chinas im Kampf gegen die Eurokrise werben.



Peking spiele hier über den Internationalen Währungsfonds IWF eine sehr wichtige Rolle, hieß es am Dienstag vor einem zweitägigen China-Besuch Merkels am Donnerstag und Freitag in hochrangigen deutschen Regierungskreisen in Berlin. Dies gelte auch für die Beurteilung Griechenlands durch die Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank.

Die Kanzlerin reist am Mittwochnachmittag mit einer aus über 100 Mitgliedern bestehenden Delegation zu deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen und einem bilateralen Besuch nach Peking. Begleitet wird sie von sieben Ministern, darunter Wolfgang Schäuble (Finanzen, CDU), Guido Westerwelle (Außen) und Philipp Rösler (Wirtschaft, beide FDP). Es ist die größte und wichtigste politische Delegation aus Deutschland, die bisher China besucht hat.


Die Kanzlerin war bereits im Februar zu politischen Gesprächen in China, es ist ihre sechste Reise in das Land seit Amtsantritt. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao habe vor dem im Oktober beginnenden Führungswechsel in seinem Land um einen zweiten Besuch noch 2012 gebeten. Damit sollen die von ihm und Merkel gegründeten Konsultationen institutionalisiert werden.

Merkel wird von einer 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet, darunter sowohl Chefs von Dax-Unternehmen sowie Mittelständler unter anderem aus dem Luftfahrt-, Automobil- und Maschinenbaubereich. Am Donnerstag ist die Unterzeichnung von zahlreichen Regierungs- und Wirtschaftsvereinbarungen geplant. Am Freitag besucht Merkel gemeinsam mit Wen dessen Heimatstadt Tianjin. Dabei ist eine Teilnahme an einem Festakt zur Auslieferung des hundertsten Airbus A320 aus dem dortigen Montagewerk geplant. Der Standort Tianjin ist die einzige Airbus-Produktionsstätte außerhalb Europas.

Der Flugzeugbauer ist nach Angaben aus Regierungskreisen zuversichtlich, weitere Aufträge aus China zu erhalten. Ob diese während Merkels Besuch unterzeichnet werden könnten, sei noch offen.

Neben Wen will Merkel Staats- und Parteichef Hu Jintao treffen. Gespräche soll es auch mit dem voraussichtlichen Nachfolger Wens, Li Keqiang, sowie dem wahrscheinlichen nächsten Staats- und Parteichef Xi Jinping geben.

Im Zusammenhang mit der Eurokrise wurde in den deutschen Kreisen auf die Möglichkeit hingewiesen, Peking könne Staatsanleihen der Krisenländer Spanien und Italien kaufen, da die Zinsen hoch und damit attraktiv seien. Nachdem sich das chinesische Wirtschaftswachstum 2012 leicht abgeschwächt hat, könne bei den Gespräche auch die Frage einer Leitzinssenkung in dem Land eine Rolle spielen. Angesichts einer Inflationsrate von 4,5 Prozent gebe es hier Spielraum.

Ob sich Merkel nach Klagen ausländischer Journalisten über Einschüchterung und Willkür durch chinesische Behörden erneut persönlich in das Thema einschaltet, blieb offen. Sie habe dies bereits früher getan, auf welcher Ebene die Probleme nun angesprochen würden, werde sich zeigen. Deutsche Berichterstatter in China hatten Merkel in einem Brief aufgefordert, sich für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Freitag, 24. August 2012

Britische "Sun" druckt Nacktfotos von Prinz Harry

Britische "Sun" druckt Nacktfotos von Prinz Harry




Für Prinz Harry ist es das unangenehme Ende einer Urlaubsreise: Nacktfotos von ihm kursieren im Internet. Am Donnerstag hatten die britischen Boulevardmedien, nach einer Warnung durch den Buckingham-Palast, noch ungewohnte Zurückhaltung gezeigt und die Fotos nicht gedruckt. Das hat sich nun geändert. Die Leser hätten ein Recht, die Bilder zu sehen, begründete "The Sun" die Entscheidung, die Fotos auf der Titelseite zu zeigen, in einer
Erklärung. „Für einen Royal bewegt er sich oft an der Grenze - aber er ist 27, Single und ein Soldat“, hieß es darin weiter.

„Wir mögen ihn.“ Die Gründe für die Veröffentlichung gingen über die Geschichte selbst hinaus. Es gehe um die Pressefreiheit.

Die pikanten Bilder zeigen den jüngeren Sohn des britischen Thronfolgers Prinz Charles beim Feiern in einem Hotelzimmer in Las Vegas. Dabei trägt der 27-Jährige nichts außer einer Halskette und einer Uhr am Leib - und bedeckt seine Genitalien mit einer Hand. Das Königshaus hatte die Echtheit der Bilder bestätigt, sich aber an den britischen Presserat gewandt, um die Veröffentlichung zu verhindern. Bis zum Vorstoß der „Sun“ am Freitag hatte die britische Presse auf einen Abdruck verzichtet.

Die „Sun“ sagte zu ihrem Abdruck, es sei „lächerlich“, dass die Bilder „von hunderten Millionen Menschen im Internet“ angeschaut werden könnten, nicht aber in „der beliebtesten Zeitung der Nation, die jeden Tag acht Millionen Menschen lesen“.